"Mein Name ist Yousra. Das bedeutet Reichtum. Ich bin 10 Jahre alt. Mit meiner Familie lebe ich in einer kleinen Hütte im Jemen. Wir sind sehr arm und hungern fast jeden Tag. Die Lebensmittel auf dem Markt können wir oft nicht bezahlen.

Heute spiele ich zum letzten Mal mit meinen kleinen Geschwistern. Ich bin traurig und weine viel. Morgen muss ich heiraten. Meine Eltern bekommen dafür sehr viel Geld. Den genauen Preis verraten sie mir nicht.

Ich habe große Angst, mit einem fremden Mann zusammen leben und das Bett teilen zu müssen. Es sei wohl eine besondere Ehre für mich. Dabei bin ich doch noch ein Kind. Am liebsten möchte ich bei meiner Familie bleiben und endlich zur Schule gehen können. Mein ganzer Körper zittert. Ich fühle mich schlecht. Wer beschützt mich?"

"Wer nicht hören will, muss fühlen. Schläge haben noch niemandem geschadet. Da musst Du jetzt durch. Heule nicht.

Übertreibe nicht, so schlimm war es nicht. Es ist zu Deinem Besten."

"Immer wenn ich denke, dass heute ein guter Tag ist, passiert etwas Schlimmes. Wie aus dem Nichts ist Papa außer sich vor Wut. Lautstarke Beleidigungen und Schläge prasseln auf mich ein. Hätte ich die Wäsche schneller aufhängen sollen? Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan? Wahrscheinlich habe ich es verdient, weil ich einen Fehler gemacht habe. Ich bin ein schlechtes Kind, warum sonst sollte er böse auf mich sein? Meine Eltern meinen es doch nur gut mit mir - und dafür liebe ich sie. Ich muss mich bessern, damit auch sie mich wieder lieb haben können." (Dogma eines Kindes)

Grauer Wintermorgen. Zitternde Körper. In winzigen Booten drängen sich Männer, Frauen und Kinder dicht an dicht. Die Angst vor Gewalt und Krieg in ihrer Heimat treibt die Menschen auf das offene Meer.

Ungewisse Zukunft. Plötzlicher Schiffbruch. Wie Spielfiguren fällt einer nach dem anderen ins eisige Wasser. In Minuten erstarren die erschrockenen Gesichter, ehe sie im endlosen Schwarz der See versinken.

Letzte Schreie. Bedrückende Stille. Nur wenige überleben das Unglück. Für einen Moment sind alle Augen der Welt auf diese verlorenen Seelen gerichtet. Und dann?

 Weltmeere rauschen -- kein rechtsfreier Raum meer -- meer Gehör für Menschenrechte -- mehr & Meer / Meer & mehr